Nacht der Museen Erfahrungsbericht

Geschrieben am 20. Mai 2010

Wie ich schon im letzten Ankündigungsartikel “Nacht der Museen” geschrieben habe gab es ein riesiges Angebot bei der diesjährigen Nacht der Museen in Paris und es war nicht so einfach sich zu entscheiden, wo es denn hingehen soll. Letztendlich habe ich mich auf 2 Museen beschränkt um sie mir dafür um so genauer anzuschauen, wobei ich mir auch mehr angeschaut hätte, wenn nicht so viel Zeit für Warteschlangen draufgegangen wär.

Zum Einstieg bin ich ins Quai Branly (Museum der Weltkulturen) gegen 18 Uhr gefahren, dachte mir, je früher ich da bin, desto einfacher komm ich rein und wenn man einmal drin ist, dann kann man sich ja Zeit lassen. Die Rechnung ist bis dahin auch echt gut aufgegangen. Ich kam an und es gab keine Schlange. Einen Audio-Guide wollte ich mir nicht kaufen und so bin ich nach der Taschenkontrolle zunächst zur Übersicht über den Plan des Abends.

Gut, den kannte ich ja im Prinzip schon und so bin ich zu allererst in die Ausstellung: „Sexe, Mort et Sacrifice dans la religion des mochica“ (Sex, Tot und Opfer in der Religion der Mochica) gegangen. Zu dem Zeitpunkt waren auch noch nicht wirklich viele Leute da und so konnte ich mir Zeit lassen bei allem. Jedoch merkte ich noch bei der ersten Tafel (alles auf Englisch und Französisch), die ich mir gewöhnlich komplett auf beiden Sprachen durchlese, dass einiges mehr an Besuchern da war, denn ständig gingen Leute an mir vorbei.

Nichtsdestotrotz war die Ausstellung über die Mochica, eine der ersten „staatlich“, das heißt zentral organisierten Gesellschaften Mittelamerikas, interessant gestaltet. Von dem Volk, das zwischen dem 1. und 8. Jahrhundert im Norden vom heutigen Peru lebte, wurden 139 zeremonielle Gefäße ausgestellt. Leider wurde über die sonstigen Inhalte der Gesellschaft sehr wenig gezeigt, einzig deren Verhältnis zu Sex, Tot und Opferritualen wurde beleuchtet. Als ich aus der relativen kleinen Ausstellung wieder nach unten ging, merkte ich schnell, dass sich das Museum zwischenzeitlich gefüllt hatte.

Nun wollte ich noch die Erzähler hören und begab mich in die amerikanische Sammlung. Ich wurde schnell fündig, denn natürlich staute sich alles um die Traube von Kindern und Eltern, die von der Darstellung der Erzählerin gebannt geblieben waren. Anschließend hörte ich mir noch eine Geschichte in der arabischen Sammlung über einen König und die Raffinesse seiner Frau an. Die beiden Erzählerinnen hatten jedenfalls sämtliche Zuhörer an ihre Lippen gefesselt bereiteten den wirklich vielen Besuchern einige Kurzweil.

Als letztes wollte ich noch in die Ausstellung über Indische Kunst im unteren Bereich gehen, doch eine riesige Schlange, Einlassstopps und dadurch entstehende Wartezeiten ließen mich dann doch um entscheiden zum nächsten Museum zu gehen. Vor dem Museum hatte sich inzwischen eine etwa 200 Meter lange Schlange gebildet! Hat sich also gelohnt früh zu kommen!

Weiter gings zum Centre Pompidou mit der Metro. Dort angekommen sehe ich eine ähnliche Schlange wie beim Quai Branly. Echt nicht cool denk ich mir, aber gut ich stellte mich an, denn wenn man schon rein will, dann kann man vor der Schlange nicht kneifen. Was ich witzig fand, die Schlange ging quer über den Platz, schnurstracks geradeaus und machte, oben angekommen, einen Knick von 90 Grad. Die Leute könnten sich ja auch irgendwie geschlängelter anstellen, aber nein, hübsch fein geordnet… Nun gut, mit irgendwelchen Gedanken muss man sich ja die Zeit vertreiben, wenn man denn da ansteht.

Endlich drinnen angekommen, nach einer Wartezeit von circa 1 Stunde schaute ich mir die Werke im 5. Stock, dem Nationalmuseum für Moderne Kunst an. Hier waren natürlich noch viel mehr Schaulustige unterwegs, was den Besuch hier wirklich erheblich bizarr werden ließ. Trotzdem hat es mir gefallen, den Werken von Braque, Picasso, Kandinsky, Miro und Dali gegenüber zu stehen.

Als mir dann die Füße am Ende der Nacht vom vielen Schlange-Stehen und zwischen Kunstwerken, Vitrinen und Leinwänden schlendern weh taten habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Nacht der Museen braucht also als erstes: gute Schuhe, Wasser und/oder Kaffe bzw. Tee zum wach bleiben, einen guten Plan, sodass man nicht allzu viel Schlange steht und zu guter Letzt die Geduld und die Nerven das Publikum zu ertragen. Jeder und jedem der sich intensiv und konzentriert mit den Werken auseinandersetzen will empfehle ich die restlichen Tage im Jahr ;).