Museum Quai Branly in Paris | Ein Besuch

Geschrieben am 23. März 2010

Soeben komme ich von einem Sonntags-Ausflug ins Museum Quai Branly zurück. Seit 2006 ist das Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und beherbergt eine Sammlung von über 300.000 Ausstellungsstücken in dem modernen Gebäude, das vom Architekten Jean Nouvel auf dem ehemaligen Gelände des Außenwirtschaftsministeriums gebaut wurde.

Gut genügend historischer Hintergrund: in Paris erwacht der Frühling und an diesem leider teilweise bewölkten Sonntag waren erstaunlich viele Pariser auf den Straßen, Treppen und Wiesen der Stadt. Vor dem Invalidendom wurde Fußball gespielt; Rollschuh- und Fahrradfahrer fahren in der Sonne, kurzum keiner will mehr drinnen bleiben. Ich genieße das frische Lüftchen beim Seine Spaziergang und gehe zum Museum Quai Branly.

Der Eintritt in das französische nationale Museum für nicht-europäische Kunst ist für Studenten zwischen 18 und 25 kostenlos und bietet neben einer riesigen Dauerausstellung wechselnde Sonderausstellungen und breitgefächertes Programm. Führungen speziell für Kinder und Erwachsene, Workshops, Vorträge und Ferienveranstaltungen, sowie ein Souvenir-Geschäft und ein Café runden das Angebot für jederfrau und jedermann ab.

Das Gebäude liegt von der Straße gesehen aus hinter einer meterhohen Glasscheibe und sieht aus wie ein Ufo. Im inneren des beeindruckenden Gebäudes gibt es mehrere Ausstellungsbereiche. Auf der Rampe, die vom Foyer zum Ausstellungsbereich führt hat der Künstler Charles Sandison eine Installation mit mehreren Projektoren aufgebaut. Den Besuchern fließen Ströme von Wörtern entgegen.

Im Bereich der Dauerausstellung finden sich tausende Ausstellungsstücke sortiert nach Epoche und Herkunft. Riesige Totems, Kleider, Schnitzereien, Tonaufnahmen, Filme, alles, was gezeigt werden kann ist in dem Museum innovativ ausgestellt. Blinde und Rollstuhlfahrer müssen hier nicht draußen bleiben, sondern können Mühe los die Ausstellungen genießen und die riesige Sammlung betrachten. Die Beschreibungen der Ausstellungsstücke sind meistens zwar nur auf Französisch, für die Sonderausstellungen jedoch immer auch auf Englisch. Zusätzlich kann man sich einen digitalen Audio-Guide an der Kasse ausleihen, der kann dann so ziemlich alle weitverbreiteten Sprachen.

Für die aktuelle Ausstellung „fabrique des images“ bzw. „The making of images“ hat der Anthropologe Philippe Descola 150 Ausstellungsstücke ausgewählt, um vier verschiedenen Methoden der bildlichen Darstellung zu zeigen. Dazu werden Afrikanische, Australische, Europäische und Nordamerikanische Bilder und Bildnisse ausgestellt: sortiert nach Totemismus, Naturalismus, Animismus und Analogismus.

Sonntag ist vielleicht nicht der beste Tag um sich die Ausstellung anzusehen, da ganze Scharen ins Museum stürmen, aber es hat sich definitiv gelohnt. Jede Gesellschaft hat ihre kulturellen Methoden ihren Charakter in Bildern zu konservieren und durch diese ihren Charakter zu projizieren. Im Anschluss an die Ausstellung kann man sich im Museums-Shop den passenden Katalog kaufen, oder im Park unter dem Museum einen Café mit Sicht auf den Eiffelturm trinken.
Zurück im Paris des 21. Jahrhunderts spazierte ich gemütlich über die Pont d’Alma an der Seine entlang. Ich werde bestimmt wieder kommen, denn ich habe noch längst nicht die gesamte Dauerausstellung gesehen. Außerdem hat mich die Information auf die Nacht der Museen am 15.05. neugierig gemacht.