Pariser Ausstellung Éditeurs: Le Lois du Métier widmet sich der Buchzensur in Frankreich nach 1945.
Das Frankreich eines der produktivsten Länder von erotischer und pornografischer Literatur war, ist weitgehend bekannt. Werke wie das vermutlich von Marquis d’Argens verfasste Thérèse philosophe, Diderots Die Nonne oder die 120 Tage von Sodom des Meisters der pornografischen Monstrositäten, Marquis de Sade, sind Titel, die weltweit eine Vielzahl von Lesern haben und seit langer Zeit als Klassiker der littérature érotique gelten.
Dass frankophone ‚Schmuddelliteratur‘ aber nicht nur im 17. und 18. Jahrhundert kursierte zeigt eine Ausstellung im Centre Pompidou in Paris. Die Ausstellung Éditeurs: Le Lois du Métier widmet sich Werken, die nach 1945 publiziert wurden und in Frankreich zur Gerichtssache wurden. Die zahlreichen Exponate umfassen aber nicht nur Titel, die durch ihren pornografischen Inhalt in Verruf gerieten, sondern auch Bücher, die als gewaltverherrlichend deklamiert oder durch ihre politisch inkorrekte Ausdrucksweise als übermäßig beleidigend angesehen wurden.
Die thematische Zeitspanne der Ausstellung, beginnend ab dem Jahr 1945, ist dadurch gerechtfertigt, dass nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Kontrollen über die Verlage und die für die Publikation geplanten Bücher verschärft wurden und zahlreiche Werke aufgrund „unsittlichem Inhaltes“ verboten, zensiert oder erst nach jahrelangem Rechtstreit veröffentlicht wurden. Bis heute gibt es eine Vielzahl von Ausgaben literarischer Schaffenswerke, die nur „gesäubert“ erhältlich sind. Eine Liste dieser Werke, die etwa 7000 Titel umfasst, veröffentlichte Bernard Joubert unter dem Titel Dictionnaire des livres et journaux interdits im Jahre 2007.
Wer keine Gelegenheit hat die Ausstellung in Paris zu besuchen, dem sei die virtuelle Version auf der Veranstalterseite empfohlen. Hier findet sich fast die komplette Ausstellung digitalisiert wieder.
Die Ausstellung Éditeurs: Le Lois du Métier in der Bibliothek des Centre Pompidou ist noch bis zum 9. Januar geöffnet. Das Centre Pompidou ist sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
