Papeterien in Paris

Geschrieben am 25. Februar 2010

Ich liebe schöne Dinge. Vielleicht ist das oberflächlich, aber mir machen Aktivitäten, welche ich mit schönen Utensilien ausführen kann mehr Spaß. Ein schön gedeckter Tisch, oder ein stilvoll angerichtetes Essen, kann mir Hunger machen. Die richtige Kleidung zum richtigen Anlass gibt mir Sicherheit und eine gute Beleuchtung gibt mir das Gefühl von Gemütlichkeit und Behaglichkeit.

Nachdem die Hälfte meines Erasmus Auslandssemesters vorüber ist, bin ich mir sicher, dass Frankreich das richtige Land und Paris die richtige Stadt für diese Attitüde ist. Die Franzosen/ Pariser sehen das so wie ich. Eine Wasserkaraffe zum schön angerichteten Salat ist dort Standart und auch wenn dabei die Praktikabilität in den Hintergrund gerückt wird, sind die Franzosen immer stilsicher und atmosphärisch. So stehen dort im heißesten Sommer, mitten auf dem Abgas durchtränkten Asphalt die Meeresfrüchte, welche in den Restaurants angeboten werden, in schön, mit Zitronen und Petersilie und Eis, dekorierten Auslagen und Pariserinnen stöckeln im tiefsten eisigen Winter mit Highheels durch die Straßen.

Selbige Vorliebe habe ich auch für Schreibutensilien entwickelt. Damit habe ich in Deutschland viele Schwierigkeiten gehabt. Nicht, dass es im Heimatland unmöglich wäre, schöne Bücher, Hefte und Stifte zu finden,jedoch bedeutet es mit Sicherheit langes Suchen in den verstaubtesten Ecken der unbesuchten Schreibwarenläden. Jeder von uns ist in der Schule mit den, von den Eltern im Supermarkt im 10er Pack erstandenen, „Keine Macht den Drogen“- Heften gequält worden. Und jeder kennt die Werbekulis, welche immer in nie endenden Mengen vorhanden sind und somit die Argumente, sich schöne Schreibgeräte zu kaufen, vereiteln.

Auch in diesem Fall entspricht das französische „savoir vivre“ ganz meiner Vorstellung. Ich spreche von der Papeterie, dem Ort, wo ich den Großteil meines Parisaufenthalts verbracht habe und welcher, im Gegensatz zu den deutschen Schreibwarenläden, immer gut besucht und an jeder Straßenecke auffindbar ist. Dort werden wunderschön, eingebundene Kalender, winzige „Carnet d‘Alice“- Notizhefte, Künstlerbedarf und kleine, Kugelschreiber, welche sich wunderbar, an ebendiese Hefte und Bücher, anbringen lassen, angeboten. Seit ich in Paris bin, suche ich ständig Ausreden dieses oder jenes Heft zu erstehen, auch wenn ich dafür keine Verwendungszwecke mehr finde. Sämtliche Angehörige und Freunde sind von mir in meinem Kaufrausch beglückt worden und alle meine Uniutensilien mittlerweile durch deren ansehnlichere französische Vertreter ersetzt worden. Ich habe mir Tinten und Federn gekauft, Kalligraphie gelernt und schreibe mit „mondaufgangfarbener“ Tinte.

Mein nächstes Projekt ist es Siegellack und Siegelringe, mit schnörkeligen Buchstaben und Wappen zu erstehen und sämtliche, von mir vorgebrachten Schriftlichkeiten und Briefchen, die selbstverständlich mit, bei Hitzeeinwirkung sichtbar werdender Geheimtinte geschrieben werden, zu versiegeln.