Bibliothèque Mazarine in Paris

Geschrieben am 24. März 2010

Als Bücher-Liebhaber stieß ich kurz nach Beginn meines Studien-Aufenthaltes auf eine Bibliothek im Herzen von Paris: genauer gesagt an der Pont des Arts, gegenüber des Louvres im weltbekannten Institute de France. Dort liegt sie die Bibliothèque Mazarine, Frankreichs älteste öffentliche Bibliothek. Ich machte mich an einem freien Tag auf den Weg, denn nicht nur die Lage, sondern auch die Bücher und Ausstellungsgegenstände zogen mich an.

Ehemals als Privat Bibliothek des Kardinals Mazarine wurde sie nach und nach unter der Leitung des Autors des ersten Buches über Bibliothekwissenschaft, Gabriel Naudé, beträchtlich vergrößert. Die zwischen 1662 und 1682 gebaute Bibliothek beherbergt heute 600.000 Bücher von denen 180.000 vor 1900 erschienen und liegt im linken Flügel des Institute de France. Der als zweite Gründer der Bibliothek bezeichnete Abbé Gaspard Michel, genannt Leblond leitete die Bibliothek während der Französischen Revolution und schaffte es sogar den Bestand durch konfiszierte Werke dieser Zeit zu erweitern.

Dieser geschichtliche Hintergrund und die enorme Kulisse beeindruckten mich auf den ersten Schritten zur Bibliothek. Über den Innenhof, in dem eine Sonnenuhr angebracht ist, gelangt man zu einer Marmortreppe, die in die Bibliothek führt. Die Wendeltreppe ist gesäumt mit antiken Büsten und führt durch den Ovalen Raum zur schweren Holztür der Bibliothek.

Innen findet man sich im achteckigen Saal wieder, in dem die Kataloge zum Teil in Papier und zum Teil elektronisch sortiert sind. Am Empfang bekommt man ein Informations-Faltblatt, auf dem der Rundgang eingezeichnet ist, denn sie ist auch für Besucher der Ausstellungsstücke geöffnet. Im großen Lesesaal sitzen an den langen schweren mit Leder bespannten Holztischen Wissenschaftler und Studenten allen Alters, mit Laptops und mit Büchern, die nur mit Handschuhen und Tüchern berührt werden dürfen. Eine erhabene Stille liegt in den Räumen, durch die das Licht zwischen den Bäumen hindurch, hereinfällt.

Beeindruckt von den alten Büchern, die noch in mühevoller Detail-Arbeit gefertigt wurden gehe ich an durch den Raum an vielen Büsten von Römischen Politikern, und griechischen Philosophen vorbei zu einem Exemplar einer Gutenberg Bibel. Die Atmosphäre ist atemberaubend und bewegt mich dazu mir eine Jahreskarte für 15 Euro zu besorgen. Die Stille zwischen den schweigenden und doch so viel erzählenden Werken wird alle fünfzehn Minuten durch die Klänge der Pendeluhr im Stil Louis XV aus Rosenholz unterbrochen.

Der ganze Raum an sich ist ein Kunstwerk und wie eine Reise in eine andere Welt, wenn man Paris zwischen Châtelet, Louvre und Eiffelturm gewöhnt ist. Wer ein ruhiges Plätzchen in dieser geschichtsträchtigen Umgebung sucht, der findet es hier. Dabei verschränkt sich die Bibliothek nicht vor neuen technischen Errungenschaften und dem Fortschritt, sondern ist lediglich bedacht auf die Auswahl der Mittel im Sinne des Zwecks. Geheimtipp für Bücherliebhaber, Geschichtsinteressierte, Antiquitätenbewunderer und sämtliche Studieninteressierte, die Arbeiten in ruhigem und intellektuellem Kreise schätzen.