»O Vater”, rief der Knabe, »Sind Affen denn auch Leute?« – »Nun ja, nicht ganz, doch so beinah.« (Busch)

Geschrieben am 10. Januar 2012

Familie aus Lyon „adoptierte“ Gorilla.

Für Digit beginnt ein guter Morgen mit einem Milchkaffee und einem Brioche im Bett. Ihr Lieblingsgericht sei aber eine große Portion Lauch in einer cremigen Sauce. Ein Joghurt mit Sirupsaft verkürzt die lange Wartezeit bis zum Mittagessen. Bis es endlich so weit ist, muss Digit allerdings in das Tiergehege, denn zahlreiche Besucher drängen sich bereits am Eingang, um den 150 kg schweren Koloss zu sehen.

Digit ist eine mittlerweile 13-jährige Gorilladame, die kurz nach ihrer Geburt von Pierre und Eliane Thivillon aus der Nähe von Lyon in ihrem Haus und auch in ihre Familie aufgenommen wurde. Digit wurde am 27. Oktober 1998 im Tierpark Saint-Martin-la-Plain geboren. Da die Mutter das Jungtier verstieß, zog es Zoo-Chef Pierre Thivillon bei sich zu Hause auf. Daraus sei laut eigenen Angaben, eine Art Vater-Tochter-Verhältnis geworden. So befällt „Vater“ Pierre ein großes Unbehagen, wenn er vorausschauend erzählt, dass Digit in den nächsten Jahren Haus und Hof verlassen soll, um mit ihren Artgenossen zu leben und möglicherweise eine eigene „Familie“ zu gründen.

Das Leben mit Digit ist aber nicht nur spaßig und toll. Die Gorillalady schläft zumeist mit im Ehebett, und es kostet morgens einige Mühen, den penetranten Gorillageruch, der in Kleidung und Haaren hängt wieder loszuwerden. Eine Mischung aus Schweiß- und Uringestank liegen schwer im Zimmer. Zudem kann das Ehepaar nach eigenen Aussagen ihr „Pflegekind“ nicht allein lassen und dies aus einem ganz einfachen und triftigen Grund:

“Würden sie das Haus auch nur einmal für einige Stunden verlassen, um ins Kino, ins Theater oder Essen zu gehen, würde Digit sehr traurig werden, und wenn Digit traurig ist, wären auch sie traurig. ” (Übersetzung des Autors)

Dies heißt schlussendlich: Seit 13 Jahren konnte das Ehepaar ihr Grundstück nicht mehr verlassen.

Das sei aber alles gar nicht so schlimm, so Eliane, diese Entbehrungen nähmen sie gern auf sich. Vielmehr wünschten sie sich, baldmöglichst ein „Enkelkind“ von ihrer „Ziehtochter“ in den Armen zu halten.