National Geographic Traveler Reiseführer Paris

Geschrieben am 21. August 2012

Der National Geographic Traveler bringt Ihnen die schönsten Seiten von Paris anhand von Text, Bildern und Karten nahe. (6)

So beginnt der Reiseführer Paris aus dem Hause National Geographic, was schade ist, denn eine solche allgemeine Aussage lässt sich wohl in fast jedem der mittlerweile unzähligen Paris-Reiseführer finden. Auch die Verwendung von Texten, Bildern und Karten zur Vor- und Darstellung einer Stadt ist letztlich nicht erwähnenswert, sondern selbstverständlich. Das eigentlich Herausragende des vorliegenden Paris-Reiseführers fängt dieser Satz nicht ein: Der National Geographic Traveler Paris besticht durch die Vielseitigkeit und Langfristigkeit seiner Anwendung sowie durch seine ausgewählte Detailfülle. Er begnügt sich nicht nur durch die Nennung der üblichen Sehenswürdigkeiten, wie Eiffelturm oder Louvre, sondern auch durch dichte und detaillierte Ausführungen zu weniger oder sogar gänzlich unbekannten Orten in Paris. Die angepriesenen Plätze, Denkmäler und Gebäude werden nicht einfach nacheinander abgehandelt, sondern in Spaziergängen durch insgesamt 13 Arrondissements präsentiert. Unterbrochen werden diese hin und wieder durch liebevoll ausgewählte und einwandfrei recherchierte Exkurse, die thematisch zu den jeweiligen Bezirken passen. Den Abschluss des Reiseführers bildet ein opulenter Praxisteil, der Lösungen für ganz alltägliche Urlaubssorgen bietet.

Der Reiseführer National Geographic Traveler Paris beginnt mit einem langen, aber durchaus interessanten Abriß über die Geschichte von Paris. Der anschließende Kultur- und Kunstteil informiert kurz und pointiert über das literarische, kulturelle und künstlerische Geschehen Paris‘ seit dem 18. Jahrhundert. Cineastische und architektonische Strömungen werden ebenso angeführt, wie die Zeit der Literaturcafés und die Hochzeiten des Pariser Balletts.

Der “Hauptteil” des Reiseführers ist in 13 Kapitel unterteilt. Die bereits genannten Arrondissement-Spaziergänge führen durch die wichtigsten Teile Paris‘. Beginnend im geographischen Herzen von Paris geht es über bekannte Viertel, wie Montparnasse, Marais, entlang der Champs-Élysées bis Montmartre. Eine Karte zu Anfang jedes Kapitels zeigt den Weg, der eingeschlagen wird. Weiterführende und sehr gut recherchierte Informationen bekommt der Leser auf den nachfolgenden Seiten, wobei jeder Sehenswürdigkeit genügend Raum gelassen wird, dass auf architektonische Besonderheiten und Highlights hingewiesen werden kann und diese historisch und baulich eingeordnet werden können.

Für Eilige findet sich ein kleines Fenster, in dem die must-see Highlights aufgezählt werden, die im jeweiligen Arrondissement unbedingt besichtigt werden sollten. Thematisch passende Exkurse werten die Ausführungen merklich auf: Pariser Liebesgeschichten im Kapitel über Marais und Bastille, Brücken und Uferpromenaden im Louvre und Palais-Royal und Französische Mode im Abschnitt zur Champs-Élysées seien hier als Beispiele genannt.

Im Rahmen der Stadtspaziergänge und der informativen Exkurspfade werden hin und wieder auch gänzlich unbekannte Orte vorgestellt. So z.B. das Haus der Künstlerkolonie La Ruche oder das kleine Kunstmuseum Jacquemart-André. Auch Kurioses wissen die Autoren einzuflechten: Wer hätte gewusst, dass die „Stadt der Lichter“ 1318 insgesamt nur drei Laternen besaß, von der eine vor dem Gefängnis Grand Châtelet stand und das im 16. Jahrhundert jedes Haus mindestens ein Fenster beleuchtet haben sollte, um so für eine ausreichende Strassenbeleuchtung zu sorgen. Der dadurch erhoffte Rückgang der Kriminalität blieb jedoch leider aus.

Die letzten beiden Kapitel des „Hauptteiles“ sind zum einen der Pariser Peripherie, zum anderen einigen Vorschlägen zu Tagesausflügen gewidmet. Klassische, als auch weniger geläufige Ziele bieten beide Abschnitte an. Somit erhalten auch Pariskenner die Möglichkeit, einige illustre und erholsame Stunden im Pariser Umland zu erleben.

Die letzten Seiten des Buches füllt eine erstaunliche Informationsdichte. Neben grundlegenden Infos über Anreise, Wetter und Versicherungen, glänzt der Reiseführer mit Angaben zu den touristisch attraktivsten Zeitschriften, zu TV- und Radiosendern, mit Empfehlungen zu Filmen und Romanen, die in und um Paris spielen und einem fast zu langem Hotel- und Restaurantteil. Ein obligatorisches Kurzwörterbuch darf selbstverständlich ebenfalls nicht fehlen, wie ein Metroplan.

Man merkt dem National Geographic Traveler Paris an, das dessen Autoren Lisa Davidson und Elizabeth Ayre seit vielen Jahren in Paris leben und schriftstellerisch tätig sind. Eines der Hauptaugenmerke des Führers liegt auf der vergangenen und gegenwärtigen Literatur Frankreichs und insbesondere auf dem künstlerischen Schaffen in der französischen Hauptstadt.

Der vorliegende Reiseführer ist nicht nur für „Parisanfänger“. So braucht es einige Zeit, um die vorgeschlagenen Spaziergänge und Rundwege abzulaufen. Aber auch wenn man den vorgegeben Pfaden nicht folgen möchte, ist die Gliederung, die sich an den Arrondissements orientiert, sinnvoll und ermöglicht den schnellen und umstandslosen Zugriff auf die gewünschten Informationen. Durch die Detailfülle werden auch Paris-Insider ihre Freude mit dem National Geographic Traveler Paris haben. Er stellt sich damit als lohnenswerte Investition dar, weil man nicht bereits nach einigen Trips in die „Stadt der Liebe“ einen neuen Reiseführer braucht, der über neue, noch unbekannte Orte informiert. Der National Geographic Traveler Paris ist kompakt und qualitativ hochwertig verarbeitet. Er umfasst dichtgefüllte 272 Seiten mit zahllosen Farbfotos und Karten. Er erschien 2010 im Verlag National Geographic Deutschland und kostet 16,95 Euro.

Davidson & Ayre: National Geographic Traveler Paris. Hamburg 2010. (Link führt zur Verlagsseite)