Heute ist der sechshundertste Geburtstag der französischen Nationalheiligen Jeanne d’Arc. Die Jungfrau von Orleans ist eine der schillerndsten und umstrittensten historischen Figuren des Mittelalters und wird noch heute immer wieder für politische Auseinandersetzungen von den Parteien jeglicher Couleur beansprucht.
Kaum eine Biographie wurde häufiger verfilmt. Die erste Verfilmung des Lebens der Jeanne d’Arc datiert aus dem Jahr 1895, also noch aus den Kindertagen des Films überhaupt. Und auch in diesem Jahr erscheint wieder ein Film. Jeanne Captive:
Der bekannteste Film aber ist von 1999 und die Jungfrau von Orleans spiel Milla Jovovich. Mich wundert ein wenig, dass der Film heute nirgendwo im fernsehen kommt, sodass ich ihn mir dann wohl mal wieder auf DVD anschauen werde. Lange nicht mehr gesehen, auch nicht das beste, was die Filmgeschichte hervorgebracht hat und vor allem auf die vielen Mythen und die Kämpfe zugeschnitten, aber durchaus sehenswert:
So vielfältig die Filme und Bücher über das Leben der Jeanne d’Arc, so umstritten ist auch ihre historische Bedeutung. Einigermaßen unumstritten ist wohl, dass sie im Jahr 1412 in Domrémy, einem kleinen Dorf in Lothringen, geboren wurde. Der Tag ist wohl eher zufällig festgelegt und man einigte sich irgendwie auf den 6. Januar. Unumstritten ist auch, dass sie im Jahr 1429, im Alter von 17, die Engländer aus ihrem Belagerungszustand um Orleans vertrieb, was zuvor etliche französische Truppen nicht schafften.
So ziemlich alles davor und danach ist aber mehr Legende als eindeutige Quellenlage, gleichwohl die Quellen außergewöhnlich vielfältig sind und gerade die Prozesse gegen sie gut dokumentiert sind. Ihr wurde der Prozess wegen Hexerei gemacht, ein beliebtes Mittel um Querulanten ruhig zu stellen. Sie hatte zwar keinerlei Ambitionen auf den Thron, aber die Niederlage wurmte die Engländer so sehr, dass sie den Burgundern die Gefangene Jeanne d’Arc abkauften und ihr den Prozess machten. Aber auch die Franzosen kontrollierten zuvor ihre “Heiligkeit” und das hieß vor allem ihre Jungfräulichkeit. Das ist in sofern witzig, weil bis heute bezweifelt wird, ob Johanna von orleans nicht doch ein mann war, ein Johann von Orleans quasi und die Geschichte mit der Frau nur deshalb erfunden wurde, um die Engländer noch weiter zu demütigen, die nach den diversen Niederlagen gegen ihre Armee die Ambitionen auf den französischen Thron aufgeben mussten.
Ob Mann oder Frau, historisch belegt oder nicht, das kümmert Franzosen heute kaum noch. Jeanne d’Arc ist Nationalheilige, wäre es wohl auch, wenn der Papst sie 1920 nicht heilig gesprochen hätte, und wird es auch bleiben.
Einen interessanten Artikel hat heute auch die Sueddeutsche.