Hinter Gittern – Die Conciergerie in Paris

Geschrieben am 24. Juni 2010

In einem „Tugendstaat“ seien „das Volk durch Vernunft zu leiten und die Feinde des Volkes durch terreur zu beherrschen“. Dies waren die Worte Robespierres, welche die Schreckensherrschaft zur radikalen Verfolgung von Feinden der Republik im Juni 1793 in Paris eingeleitet haben.

In der Conciergerie, welche sich genau wie die berühmte Kirche Notre Dame, auf der Ile de la Cité in Paris befindet, wurde von 1793 bis 1794 das Revolutionstribunal abgehalten. Circa 2700 Personen, darunter auch Marie Antionette und später Robespierre selbst, mussten sich vor dem Gericht verantworten. Gegen Ende der Schreckensherrschaft ging man sogar soweit, auf Zeugenvernehmungen und Verteidigung zu verzichten und so mehrere Dutzend Personen ohne Prozess zu guillotinieren – Kopf ab!

Das Leben im Gefängnis wird in diesem Nationalmonument durch originalgetreue Nachbauten der Haftzellen sehr anschaulich dargestellt. Nachdem man einen riesigen steinernen Raum, den „Saal der Waffenträger“ (bereits um 1300 erbaut) passiert hat, gelangt man ins Küchengebäude, welches dem Personal des Königs zur Verfügung stand. Von hier aus betritt man den Saal der Wachen, wo 1793 das Revolutionstribunal tagte.

Der Gang der Gefangenen im folgenden Zimmer stellte die Hauptachse des Gefängnisses dar, wo sich die Gefangenen frei bewegen konnten. Hier wurde rekonstruiert: die Amtsstube des Gerichtsschreibers, der die Zu- und Abgänge der Gefangenen registrierte (der Mann hatte sicherlich viel zu tun), das Büro des Concierges, der während der Revolution für alle Gefangenen verantwortlich war und der „salle de la Toilette, wo die Inhaftierten die persönlichen Gegenstände abzugeben hatten.

Anschließend hat man die Möglichkeit Einblicke in die verschiedenen Gefängniszellen, geordnet nach dem sozialen Rang ihrer Inhaftierten, zu erhalten. Unterschieden wurden die Payeux (mittelloser Gefangener, der auf Stroh schlafen musste), Pistolier (Gefangener der über einige Goldmünzen = Pistolen verfügte) und schließlich die Hôtes de Marque (hohe Gäste).

In den folgenden Sälen geben verschiedene Objekte und Tafeln einen Einblick in die fünfeinhalb Jahrhunderte Geschichte der Conciergerie. Besonders sehenswert ist die Nachbildung der Zelle der Marie Antionette. Zwei Gendarmen bewachen die Königin hier ständig.

Wie ich erfuhr, galt die Conciergerie als eines der schlimmsten Gefängnisse überhaupt. Während der Schreckensherrschaft waren mehrere Hundert Menschen unter unvorstellbaren hygienischen Bedingungen in die Zellen gepfercht. Bis 1794 sperrte man dabei die „Verdächtigen“  mit den Kriminellen zusammen.

Nach der Urteilsverkündung durften sich die zum Tode Verurteilten zumindest noch eine leckere Henkersmahlzeit gönnen.

Ich bin jedenfalls froh, nur als Besucher in diesem Gefängnis gewesen zu sein.

Weitere Informationen (auf Englisch) zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen gibt es hier!