Erholung in einer Großstadt – Gärten in Paris

Geschrieben am 27. August 2012

Gärten waren schon immer besondere Orte. Hier lustwandelte man in Gesellschaft, beriet sich in entspannter Atmosphäre über Dinge der Politik und andere Machenschaften. Irgendwann spalteten sich einzelne Grüppchen ab und die Gesellschaft verlief sich in den grünen Wirren der Anlage. Hin und wieder tauchte auch ein Liebespärchen zwischen duftenden Büschen und leuchtenden Blumen unter, um sich sinnlichen Genüssen hinzugeben. Die Literatur ist voll von erotischen Begebenheiten und romantischen Stelldicheins in den Gärten Europas: Eine erste Begegnung auf Gartenwegen, noch schüchtern versucht der Jüngling die Schönheit seiner Angebeteten mit den umgebenden Blumen zu vergleichen. Schon beim nächsten Mal trifft sich das Paar unter einem Pavillon oder in einem abgeschiedenen Gartenhäuschen, wo es zum ersten Kuss und etwas später zur Verlobung kommt oder sich beide entschließen dem elterlichen Widerspruch gegen eine Vermählung türmend zu entgehen und durchbrennen.

Gärten sind immer noch besondere Orte. Als Metier des Anbaus und der Veredlung von Pflanzen steht die Gärtnerei als gehobene und weiterentwickelte Kunst in der Nachfolge des Ackerbaus. In welcher genuin menschlichen Tätigkeit wird sonst der Gegensatz von Kultur und Natur so offensichtlich. Natur als vorgefundenes, aus dem durch menschliches Zutun oder Umformung etwas Kultürliches und somit etwas gänzlich neues geschaffen wird. Natürliches wird für die eigenen ökonomischen und/oder ästhetischen Zwecke und Bedürfnisse modelliert. Weitläufige und opulente, faszinierende und bewundernswerte Resultate dieser Fertigkeit finden sich insbesondere in Paris.

Unzählige Gärten unterschiedlicher gartenbaulicher Couleur bieten nicht nur ein Plätzchen zum Picknicken. Einige herausragende Gärten sollen im Folgenden kurz vorgestellt und ihre Besonderheiten herausgestellt werden:

 

Park von Bercy

Métro: Bercy (12. Arrondissement)
Täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Der etwa 14 ha große Garten ist in drei Bereiche unterteilt: Les Parterres, Grandes Prairies und Le jardin romantique. Das gartenarchitektionische Hauptthema des letzteren Parts ist  Wasser. Viele Wasserbassins säumen die Wege durch diesen Gartenteil, der wiederum thematisch unterteilt ist. So findet sich im hinteren Teil der Anlage der Philosophengarten. Der Jardin romantique ist nicht im klassischen Sinne ein romantischer Garten. Dafür ist er zu betonlastig. Allerdings wuchern auf diesen weiß-gräulichen Säulen u.a. Blauregen, der im Sommer nicht nur durch seinen Duft die Besucher betört. Ebenfalls sehenswert sind der Rosengarten, das Labyrinth und der Duftgarten.

 

Parc de Bagatelle

Metro: Pont-de-Neuilly, dann Bus 43 oder Metro Porte Maillot, dann Bus 244 (16. Arrondissement)
Täglich bei freiem Eintritt geöffnet. Ausnahmen sind die Ausstellungsperioden.

Ein wirklich romantisches Fleckchen in Paris ist der Parc de Bagatelle mit seinen vielen Themengärten. Auch hier gibt es einen Rosengarten, der sogar international gerühmt wird und jährlich Veranstaltungsort des internationalen Rosenwettbewerbs ist. Neben dem Rosengarten bezaubert der Parc de Bagatelle u.a. noch mit seinem Iris- und Staudengarten sowie seinen Gemüsegärten.

Selbstverständlich darf in einem romantischen Garten auch ein Schloß nicht fehlen, vor dem fast stereotyperweise Pfauen ihre bunten Räder schlagen. Wunderschöne Pavillions finden sich über den ganzen Garten verteilt. Gewundene Alleen werden von Wasserspielen und Grotten begleitet, riesige Bäume und liebevoll verzierte Brücken machen das promenieren im Parc de Bagatelle zu einem außergewöhnlichen und nicht nur entspannenden Erlebnis.

 

Jardins des Serres d’Auteuil

Metro: Porte d’Auteuil (16. Arrondissement)
Täglich bei freiem Eintritt geöffnet

Der Jardins des Serres d’Auteuil gehört zum Botanischen Garten von Paris. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet und beherbergt eine erstaunliche Pflanzenfülle. Eine der Spezialisierung liegt auf Orchideen und Bromelien, die in den, noch aus der Einweihungszeit erhaltenen Gewächshäusern aus Metallstrukturen, betrachtet werden können. In den Gewächshäusern fühlt man sich wie im Regenwald: exotische Vögel singen und ein süßer Duft der unterschiedlichsten Pflanzen erfüllt die schwül-warme Luft. Draußen gibt es Landschaftsgärten, die am japanischen Stile orientiert sind. Die insgesamt 60.500 m² des Jardins des Serres d’Auteuil sind nicht nur etwas für Botaniker.

 

Jardin du Luxembourg

Metro: Odéon (6. Arrondissement)
Täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Der wohl bekannteste und meistbesuchte Garten von Paris ist der Jardin du Luxembourg, von dem schon so mancher Literat schwärmte. Der berühmte Garten stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und wird im Norden vom gleichnamigen Palais begrenzt. Der weitläufige Park ist insbesondere für Sportler ein häufig gewähltes Ziel. Neben Joggen, kann man hier auf den bereitgestellten Plätzen, Tennis und Basketball spielen. Für Kinder gibt es u.a. den großen Abenteuerspielplatz zum Toben.

Insbesondere im Sommer finden viele Freiluftkonzerte im hiesigen Musikpavillon in der Nähe vom Eingang Saint-Michel statt. Entspannend ist auch das Beobachten der selbstgebastelten oder angemieteten Modellboote, die im großen Wasserbecken vor dem Schloß zu Wasser gelassen werden. Mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten und Kulturangeboten kann der Jardin du Luxembourg zu Recht als das grüne Zentrum der Stadt bezeichnet werden.

 

Übrigens nehmen viele Gärten und Parks von Paris am jährlichen Fête des Jardins de Paris teil, bei dem nicht nur viele kostenfreie Verantaltungen, wie Konzerte und Theateraufführungen angeboten werden, sondern auch thematische  Führungen stattfinden.