Restaurierungen der Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres bringen Originalfarben des Gotikbaus zum Vorschein.

Wer vor einigen Jahren mal in der Kathedrale in Chartres war, der erinnert sich möglicherweise an die düstere Stimmung im Kircheninneren. Nur schwache Lichtstrahlen drangen durch die verrußten Fenster. Den Zweck, bildungsfernen Schichten, d.h. Analphabeten, die Inhalte der heiligen Schrift bildlich darzustellen, konnten die großen Kirchenfenster so nicht mehr erfüllen. Der Blick auf die zumeist noch aus dem 13. Jahrhundert stammenden Fenster, waren durch Luftverschmutzungen stark getrübt. Auch die Fassade der Kathedrale litt farblich aufgrund von Witterungseinflüssen und Schadstoffen in der Luft. Über eine lange Zeit hinweg nahm sie eine grässliche grau-schwarze Farbe an.

Seit einigen Jahren wird jedoch eine große Säuberungsaktion durchgeführt, die in wenigen Jahren die komplette Kathedrale von Chartres in ihrer Originalfarbe erleuchten lassen und die Fenster wieder lichtdurchlässig machen soll. Bereits im Inneren der Kirche kann man die Veränderungen erkennen. Okkafarbene Steinwände, durchzogen von hellweißen Fugen, lösen die dunklen, grauen Verfärbungen ab. Und auch die Fenster, die unterschiedlich weit wieder freigelegt wurden, bieten einen kuriosen Anblick. Da erstrahlen die vormals fahlen Gewänder der biblischen Protagonisten wieder im alten Glanz und die Kirche ist plötzlich lichtdurchflutet.

Der Leiter der Renovierungsarbeiten formuliert das Ziel sehr treffend:

Die Renovierung ist eine einzigartige Gelegenheit, eine Kathedrale wieder so erscheinen zu lassen, wie sie zum Zeitpunkt ihrer Weihung war. Aus einer mysteriösen und fast schon abweisenden Kathedrale, wird eine leuchtende und authentische (Gilles Fresson).

Die Originalschicht der Kathedrale wurde durch eine Infrarotanalyse ermittelt. Im Anschluss werden die darüber liegenden Ablagerungen abgesaugt und –gebürstet, bis dann mit Latexschaum jeder Quadratzentimeter gewaschen wird.

Im Jahr 2014 soll die Kathedrale von Chartres wieder im polychromen Glanz erstrahlen und vom Schmutz der letzten 800 Jahre befreit sein. Wer sich selbst ein Bild vor Ort machen möchte: Die Apostel- sowie die Märtyrer-Kapelle und deren jahrhundertealten Wandmalereien sind bereits freigelegt.