Die Leidenschaft der Freiheit. Casanova Ausstellung in Paris.

Geschrieben am 17. Januar 2012

Wer schläft, sündigt nicht – wer vorher sündigt, schläft besser.

Für viele stellt dieser Ausspruch bereits alles dar, was es über Giacomo Casanova zu erzählen gibt. Dass dieser aber mehr, als sich nur in Betten vergnügte, zeigt eine biographische Ausstellung des italienischen Schriftstellers in der Nationalbibliothek in Paris.

Ausschlaggebend für die Ausstellung war die sensationelle Literaturtransaktion des 3700-seitigen Originalmanuskriptes von Casanovas Memoiren. Lange Zeit blieb die Autobiographie des Libertins aufgrund seines anstößigen Inhaltes und seiner freizügigen Schilderungen unveröffentlicht oder florierte allerhöchstens in Form von Raubdrucken nur im Untergrund.

Im Jahre 1821 erwarb der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus in Leipzig das klandestine Fragment von einem Neffen Casanovas, der kurz darauf den ersten Band in deutscher Übersetzung publizierte. Bis 1828 folgte eine zensierte zwölfbändige Ausgabe der Lebensgeschichte Casanovas, die reißenden Absatz fand. Um insbesondere französischsprachige Fälschungen – zumeist Rückübersetzungen der deutschsprachigen Ausgabe – zu unterbinden, veröffentlichte Brockhaus das Original 1838. Erst 1962 gab es eine unzensierte und damit vollständige deutschsprachige Ausgabe des anrüchigen Werkes. Im letzten Jahr folgte dann die Sensation: Der französische Staat erwirbt mit Hilfe eines anonymen Mäzens das französischsprachige Originalmanuskript für unglaubliche 7,5 Millionen Euro und ist damit der höchste Preis, der je für ein Manuskript gezahlt wurde.

Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt denn auch auf dem Werk anhand dessen die Welt Casanovas und seine Lebensstationen rekonstruiert werden sollen. Hierzu gehören seine langen Reisen, die ihn durch ganz Europa führten und ihm so manche Gelegenheiten zu amourösen Abenteuern oder verliebten Stelldicheins gaben. Letztere bilden aber nur einen Nebenschauplatz in Casanovas Leben. Wichtiger war vielmehr dessen Umgang mit der politischen, literarischen und philosophischen Elite seiner Zeit. Dies alles lässt sich anhand der in Paris ausgestellten Originalmanuskripte verfolgen.

Die Ausstellung Casanova, la passion de la liberté in der Bibliothèque Nationale de France, läuft noch bis zum 19. Februar 2012.

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