Die Buchhandlung Adrienne Monniers.

Geschrieben am 15. Dezember 2011

„Das große Drama einer Buchhändlerin ist der Platzmangel.“

Das Paris unzählige Buchhandlungen hat ist bekannt. Das es in Paris Buchhandlungen gibt, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen, die in unterschiedlichsten literarischen Werken verewigt wurden und so zu großer Berühmtheit gelangten, ist ebenfalls gemeinhin bekannt. So z.B. die Buchhandlung Shakespeare & Company Sylvia Beachs. Tatsächlich gab es aber auch Buchhandlungen, die ebenfalls wichtiger Treffpunkt für Künstler und Literaten waren, im Laufe der Geschichte aber scheinbar fast gänzlich vergessen wurden.

Zu nennen sei hier die Buchhandlung La Maison des Amis des Livres von Adrienne Monnier. Bereits fünf Jahre bevor Sylvia Beach die wohl bekannteste Buchhandlung Europas eröffnete, stand Adrienne Monnier hinter ihrem Ladentisch, verkaufte und verlieh Bücher, mit deren Autoren sie zumeist privat verkehrte. Sylvia Beach und Adrienne Monnier waren jedoch keineswegs Konkurrentinnen, obwohl ihre Läden genau gegenüber gelegen waren. Vielmehr verliebten sich beide ineinander und machten die Rue de l’Odéon zu einem kleinen kulturellen Zentrum mitten in Paris. Anlass zu wirtschaftlich motivierten Feindseligkeiten gab es aber auch nicht, da Sylvia Beach ausschließlich englischsprachige Literatur verkaufte, wohingegen Adrienne Monnier den französischsprachigen Literaturraum abdeckte.

La Maison des Amis des Livres war ein kleines Geschäft mit nur einer Etage. Ringsum waren mannshohe Regale mit Büchern vollgestopft. Ein kleiner Schreibtisch, ebenfalls vollgepackt mit Büchern und Manuskripten und eine nicht sehr lange Verkaufstheke komplettierten das Inventar des kleinen „grauen“ Ladens.

Nicht nur das die üblichen Verdächtigen wie Joyce und Hemingway vorbeischauten. Auch Walter Benjamin, Rilke und Paul Valery finden ihren Platz in der Geschichte der Buchhandlung.

Die stets charmant und sympathisch erzählende Sylvia Beach berichtet von ihrem ersten Besuch bei Monnier:

Halbwegs die Straße hinauf befand sich auf der linken Seite ein kleiner grauer Buchladen. Über der Tür stand ‚A. Monnier‘. Ich schaute mir die aufregenden Bücher im Schaufenster an, spähte dann in den Laden und sah überall an den Wänden Regale voll von Bänden in schimmerndem ‚Glanzpapier‘-Umschlag, dem Kleid der französischen Bücher[…] An einem Tisch saß eine junge Frau. Sicherlich A. Monnier selbst. Als ich an der Tür zögerte, stand sie rasch auf, öffnete, zog mich in den Laden und begrüßte mich mit großer Wärme.[…]Da ich neben der offenen Tür stand, blies mir ein Windstoß plötzlich meinen spanischen Hut vom Kopf mitten auf die Straße, und schon rollte er fort. A. Monnier rannte ihm nach[…]Sie rettete den Hut gerade noch vorm Überfahrenwerden, bürstete ihn sorgfältig ab und überreichte ihn mir. Dann fingen wir beide an zu lachen.

 

Literaturempfehlungen:

Adrienne Monnier: Aufzeichnungen aus der Rue de l’Odéon. Frankfurt 1998.

Sylvia Beach: Shakespeare and Company. Ein Buchladen in Paris. Frankfurt 1982.