Das Paris, was wir heute kennen und wohin wir so gerne reisen sah nicht immer so aus. Das ist evident, aber ich meine nicht damit, dass vor hundert Jahren selbstverständlich entschieden weniger Menschen in Paris gewohnt haben und somit die ganzen Satellitenstädte noch nicht vorhanden waren, Kutschen statt Autos durch die Stadt fuhren und es auch eine Zeit gab, als noch keine Metro durch das Dunkel unter Paris fuhr.
Ich meine die radikale Umgestaltung beziehungsweise Neugestaltung von Paris in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts durch Georges-Eugène Haussmann, der für das Paris, wie wir es kennen verantwortlich ist. Man nannte Baron Haussmann auch den Fanatischen, bedingt durch den Eifer, den er bei seinen Plänen an den Tag legte. Ich will aber gar nicht darauf eingehen, wie diese Neuformierung von paris zu bewerten ist, denn da kenne ich mich zu wenig in der soziologischen Richtung aus. Ein wenig anders wird einem allerdings schon, wenn man liest, dass Mussolini, Hitler und Ceauşescu Haussmanns Pläne zum Vorbild für die Umgestaltungen von Rom, Berlin und Bukarest nahmen. Aber das ist vielleicht eher etwas für Leute, die sich damit auskennen.
Sicher ist allerdings, dass es Haussmann nur in zweiter Linie um eine ästhetische Verschönerung der Stadt Paris ging. Als Präfekt der Stadt Paris war Haussmann die Kriminalität gerade um die Champs Élysées herum ein Dorn im Auge. Die Engen Straßenzüge und verwinkelten Häuser machten es für die reicheren Bewohner zu einer Unmöglichkeit dort frei zu spazieren. Man bedenke, dass zu der Zeit die Champs Élysées Ausflugslokale und Wohnungen beherbergte, denn es war das Ende von Paris.
Um die Kriminalität zu bekämpfen schaffte Haussmann die uns heute bekannten Alleen und breiten Straßenzüge mit klar definierten Häusern und Eingängen. Er schaffte auch die Sichtschneisen, die Paris heute dominieren und legte einige der heute noch schönsten Gärten in Paris an. Unter anderem den Jardin du Luxembourg und den Bois de Boulogne.
Wir können uns das Paris vor der Ära Haussmann nicht vorstellen, doch glücklicherweise war die Zeit der Fotografie schon herangebrochen und so wurde Charles Marville damit beauftragt, die Umbauten zu dokumentieren. Hier findet ihr Bilder des alten Paris. Ich finde das jedenfalls ausgesprochen spannend und interessant und hoffe keine Fehler eingebaut zu haben. Wenn ihr welche findet, oder historische, soziologische oder architektonische Erweiterungen habt, dann ab in die Kommentare damit, denn ich bin auf allen drei Gebieten beileibe kein Experte.
