Cheu – Ein kleines Dorf in der Bourgogne

Geschrieben am 19. Dezember 2011

“Franzosen, die keinen eigenen Weinberg haben, besitzen zumindest ein altes Landhaus.”

Ungefähr ein Jahr lang kursierte die Idee, mit einigen Freunden und Freundinnen das elterliche Landhaus eines Freundes aus Paris zu besuchen. Im Sommer war es dann endlich soweit. Zu sechst machten wir uns mit einem Mietwagen von Marburg aus auf den Weg in das Herz der Bourgogne.

Eine etwa 11-stündige Autofahrt mit erstaunlich wenigen Staus lag vor uns und brachte uns über einige Umwege nach Cheu. Einzige Orientierung war ein seltsam strukturierter Routenplan aus dem Internet. Unglücklicherweise war mein Beifahrer nicht sehr versiert im Planlesen, was die Unternehmung erschwerte und um einige Stunden verlängerte.

Um drei Uhr nachts kamen wir dann endlich total übermüdet im burgundischen Nirgendwo an und waren positiv überrascht. Tatsächlich gab es insgesamt drei Häuser auf dem riesigen Hof, komplettiert durch einen beleuchteten Pool, der in den folgenden Tagen, reichlich frequentiert wurde.

Cheu ist ein kleines zweihundert Seelen Kaff, etwa sechs Kilometer von der nächst größeren Stadt St. Florentin entfernt. Das Dorf ist umgeben von weiten Feldern, die mit kleinen Gehöften gespickt sind. Überall gibt es reichlich behangene Kirschbäume, deren Früchte so manchen selbstgemachten Cocktail farblich aufwerten. Die idyllische Gegend um Cheu ist insbesondere für seinen exzellenten Chablis bekannt, den wir ausgiebig verkosteten.

Dörfer wie Cheu sind genau das Richtige, wenn man mal einige Tage entspannen will. Viele Dörfer, insbesondere in der Bourgogne bieten Landhäuser zum Anmieten an, die mehr oder weniger gut ausgestattet sind. So kann es vorkommen, dass einige Häuser nur mit Kaminen geheizt werden können, was allerdings im Sommer kein Problem sein sollte, da das Klima weitgehend als kontinental bezeichnet werden kann. Die Sommer sind zwar kurz, doch ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass die Sonne über Cheu brennt…

Entgegen einiger Argumente – altes, zugiges Haus, beschränkte Heizmöglichkeiten etc. – werden meine Freunde und ich Ende Dezember wieder nach Cheu aufbrechen, um uns vom Weihnachtswahnsinn zu erholen und um der Fragerei, was man denn so Silvester mache, zu entgehen. Assoziiert man Silvester in Frankreich zumeist mit einem Kurztrip nach Paris, so werde ich vor Ort von einer lohnenswerten Alternative berichten.

Und dieses Mal werde ich genau darauf achten, wer während der Fahrt neben mir sitzt und die Karte liest.